Bicycles made in Ghana: Bambusrahmen
Ibrahim Jan Nyampong hat in den letzten 1,5 Jahren einen regelrechten Medienboom um seine kleine Fahrradproduktion erlebt. Es kamen zahlreiche ausländische Fachzeitschriften und Fernsehanstalten zu ihm um über das Phänomen Bambusfahrräder Made in Ghana zu berichten (siehe Deutsche Welle oder Zeitschrift Kontinente).
Sein Handwerk hat er von einem Amerikaner gelernt, Craig Calfee hat zahlreichen Afrikanern in Uganda und Ghana die Produktion von Bambusrahmen beigebracht. Diese vertreiben ihre Produkte dann zunächst exklusiv über Craigs Onlineplattform Bamboosero.com. In Ghana gibt es inzwischen die Ghana Bamboo Bike Initiative deren technischer Leiter Ibrahim ist. Ein weiteres wichtiges Standbein ist für ihn der Vertrieb seiner Rahmen über den österreichischen Onlinehandel von Bambooride.com. Die österreichische Firma hat ihm mit Montagewerkzeug, wie einer Rahmenlehre beliefert und ihn so bei der Weiterentwicklung seiner Rahmen unterstützt.
Nach einer Vorstellungsrunde werde ich in sein Haus nebenan eingeladen. Auf einem Riesenbildschirm laufen Musikvideos, die chinesischen Multiboxen spucken abwechselnd ghanaische Hits und Lichteffekte aus, die Bambuspfeife wird herumgereicht.
Ibrahim erzählt mir von seinem Business und davon, dass es jedes Jahr schwieriger wird. Vieles für die Verarbeitung des Bambus muss natürlich importiert werden. Von den Ausfallenden und Lagerschalen über das Epoxidharz.
Für das letzte Paket davon wollte der Zoll diesmal 2000 GHC (über 600 Euro). Eine Verteuerung um fast das Doppelte, die auch wir für die Entzollung unserer Container dieses Jahr erfahren durften. Auch muss sich Ibrahim um seine Leute kümmern: seine vier Angestellten, die Bambusfarm auf dem Dorf und die gesamte Dorfgemeinschaft. Beispielsweise hat er dort letzten Monat Schuhe verteilt. Er fragt auch mich nach Hilfe, „jeder der hier herkommt zeigt seinen Respekt“.
Ich erkläre ihm unser Projekt und wie viel freiwillige Arbeit darin steckt, wir sind leider nicht in der Position ihm die Importhürden des ghanaischen Zolls zu erleichtern, im Gegenteil auch uns kostet das Zeit und Nerven.
Teils scheint es als ob er uns als Konkurrenz betrachtet.
Seine Vision ist Bambusräder in Massenproduktion auch für Ghana herzustellen. Allerdings sind Bambusräder ein relativ aufwändig produziertes Nischenprodukt was sich natürlich auch im Verkaufspreis widerspiegelt. Die Bambusrohre und Hanffasern kommen zwar aus Ghana. Imprägniermittel und Epoxidharz, sowie Steuerrohr und Tretlagerschalen und Ausfallenden müssen importiert werden. Bevor man einen vernünftigen Rahmen zusammenbauen kann bedarf es jahrelangen Trainings und Erfahrung. Toll dass Ibrahim all das hat. In Konkurrenz zur klassischen industriellen Stahlrahmenproduktion wird die Bambusrahmenproduktion allerdings nicht treten können.
Anschließend mache ich ein paar Bilder in der Werkstatt, jährlich bauen sie hier rund 80 Fahrradrahmen. Die Rahmen werden handlackiert, individuelle Designs sind möglich. Ibrahim hat einen 29er MTB Rahmen im Angebot, bei aktuellen Radtrends ist er dabei.
Besonders beeindruckt hat mich das Bambus-Lastenrad, das als Prototyp vor einigen Jahren mit Craig Calfee entstanden ist. Das Hinterrad wurde zur Verstärkung ebenfalls mit Bambusrohren ausgestattet. Sie haben auf den Dörfern 100 kg Zement damit transportiert – es hält!
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