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600 Kilometer von Togo nach Ouagadougou

600 Kilometer von Togo nach Ouagadougou

In Kara verabschiedete ich mich von Webers und der Togoreisegruppe. Vor mir standen 600 km afrikanische Straße und ein Grenzübergang bis zur Hauptstadt Burkina Fasos: Ouagadougou. Die Straße Route National 1 gilt als Hauptschlagader für den Güter- und Warentransport nach Burkina Faso, Mali und Niger. Diese Länder verfügen über keinen eigenen Seezugang, aufgrund der frankophonen Vergangeheit und der geographischen Gegebenheiten ist der Hafen von Lome ihre erste Wahl fuer importierte Gueter. Man moege sich dabei auch in Erinnerung rufen, dass ein Grossteil der Waren, die man in Supermaerkten oder in Strassengeschaeften findet, importiert sind. Von Lomes Hafen legen die Container 1000 bis 2000 Kilometer zurück um ihren Zielort zu erreichen. Auch unser Container für Kassoum, Burkina Faso wird diese Route nehmen. Wenn er spät oder gar nicht ankommt verstehe ich warum: Die Straße ist ueber 100 Kilometer eine Piste (Staub wird aufgewedelt und beschraenkt die Sicht) die Anzahl der bis zu 50cm tiefen Schlaglöcher ist nicht zählbar. Eine einfache Reifenpanne wie sie zuhauf vorkommt, wenn man Reifen erst dann wechselt wenn sie kaputt gehen (im Prinzip äußerst ressourcensparend), oder auch ein Achsenbruch werden stets von der meist dreiköpfigen Lastwagencrew selbst repariert. Bis die benötigten Teile organisiert sind können Tage, Wochen ins Land gehen. Die Crew liegt währenddessen auf der Straße unter dem LKW und schläft, was soll man auch anderes tun. Dann sind da noch die LKWs die in der riesigen Zollstationen in Burkina Faso hängenbleiben. Dort kostet die Weiterfahrt je nach geladenen Gütern bis zu 1.500.000 CFA (2300€). Ich hoffe die ausgestellte Zollbefreiung zählt dort etwas. Und natürlich gibt es noch die LKWs die auf einer der Bergabfahrten von der Straße abkommen und in der Felswand rechts oder dem Abgrund links landen. Unter Umständen ein Fest für die lokale Bevölkerung: Um den am Abgrund liegender LkW der Haushaltsartikel geladen hatte, lagen in weitem Umfeld leeren Kartonschachteln, die Ware war verschwunden.
Sicherlich auf der Straße sind viele Transporter unterwegs. Wenn man das Verkehrsaufkommen allerdings mit dem in Deutschland vergleicht, so zählt fast jede Autobahn an einem durchschnittlichen Wochentag mehr Transporter und mehr Güter als diese Hauptschlagader dreier Länder hier.
Die Strasse führt überwiegend nach Norden kurz vor Ouagadougou dann nach Westen. Zwischen Dezember und Februar weht hier ein starker Wind aus der Sahara, der feinen Sand mit sich trägt. Der sogennante „Harmatton“ beschränkt dann die Sicht auf wenige Dutzend Meter. Die Vorboten des Harmatton kündigten sich bereits an: Am vorletzten Radfahrtag weht der Wind bereits stark und konstant aus Norden, glücklicherweise noch ohne Sand. Nach 60 km und vier Stunden gebe ich entnervt auf: Auch in Burkina Faso fahren heillos überladene Buschtaxis, auf denen sich sicherlich noch ein Platz für mich findet. Hand raus und ja es hält an. Auch wenn es mir nicht so scheint als ob es noch Platz gibt; wird mein Rad von einem der Packhelfer aufs Dach geladen. Zum Schluss wird immer noch ein Rad am Sattel in die Aufstiegsleiter gehängt, ich bin froh dass es nicht meins ist. Wir sitzen vorne zu zweit (plus Fahrer). Der Mann neben mir hat ein Schwert zwischen den Beinen. Als ich ihn darauf anspreche sagt er er ist Dorfchef. Ja dann. Plötzlich klettert der Packhelfer der mein Rad aufs Dach geschnallt hatte während der Fahrt vom Dach durch das Beifahrerfenster zu uns auf den Sitz. Wow jetzt sind wir zu dritt. Erst später sehe ich dass noch ein weiterer Packhelfer die ganze Zeit oben auf dem Dach mitgefahren ist. Ich schaue mir die A-Säule des Mitsubishis an, sie ist geschweißt und hat Risse, die B-Säule ist ganz klar gebrochen. Wird schon gut gehen. Nach zehn Minuten halten wir: Irgendwie wird angefangen umzupacken (mein Rad wieder runter) und auszuladen. Sage und schreibe 20 Säcke mit je 35kg Zement werden ausgeladen: Das Auto sieht danach nicht weniger beladen aus. Für die 40 km brauchen wir fast 1,5 Stunden. Zwischendurch steigen ein paar Leute aus, ein halber Tuareg-Nomadenstamm ein: Diskussion über Fahrtgeld, sie im Gegensatz zu allen anderen; muessen sofort zahlen. Ich freue mich am nächsten Tag meine Fahrt auf dem Rad nach Ouagadougou in Richtung Westen, wenn auch mit starkem Seitenwind aus Norden, fortsetzen zu können. Begleitet werde ich immer häufiger von Radfahrgruppen: Schüler, Mütter mit ihren Kindern auf dem Rücken und Marktgänger mit Waren: Man fährt Rad in Burkina Faso.

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