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Fahrräder in Afrika

Werden die Fahrräder in Afrika verschenkt?

Grundsätzlich bestimmen unsere Projektpartner vor Ort über Verteilung als auch Höhe des Preis für ein Fahrrad. Je nach Projekt werden Räder verkauft oder an zuvor ausgewählte Bedürftige verteilt. Dabei kommen die verschiedensten Ansätze von einer einfachen Bedürftigkeitsprüfung, die ein Gremium des Dorfes durchführt, bis hin zum Verkauf der Räder über Mikrokreditfinanzierung zum Einsatz.

Grundsätzlich hat die Erfahrung in der Entwicklungshilfe gezeigt, dass geschenkte Waren die Selbstständigkeit und Verantwortlichkeit negativ beeinflussen und die Abhängigkeit von Entwicklungshilfe in diesen Bereichen steigert. Wenn man die Gewissheit hat, regelmäßig bestimmte Produkte von ausländischen Organisationen zu erhalten, gibt es keine Motivation mehr, diese auf regulärem Weg zu erwerben. Im Gegensatz dazu erhöht der Erwerb eines Gutes die Verantwortung und kreiert eine emotionale Bindung. Wenn jemand ein Fahrrad entgeltlich erwirbt, geht er wesentlich sorgsamer damit um. Werden Fahrräder verschenkt entwickelt sich oftmals eine Anspruchshaltung und ein Vertrauen darauf, bei Verlust oder Defekt wieder ein kostenloses Fahrrad zu erhalten.

Wird durch die Fahrradspenden die lokale Fahrradindustrie geschädigt?

Auf dem gesamten afrikanischen Kontinent gab und gibt es keine etablierte Fahrradindustrie. Lediglich in einigen Staaten werden aus Bambusrohren hochwertige Fahrradrahmen gebaut, die jedoch für den Export bestimmt sind. Darüber hinaus existieren keine Produzenten von Fahrrädern bzw. Teilen. Die hochspezialisierten Produzenten sind in Indien, China und Taiwan beheimatet und beliefern von dort den Weltmarkt. Die Qualität dieser Fahrräder variiert sehr stark. Trotz eines hohen Gewichts dieser Räder sind einige Serien dieser Rahmen bekannt die nach wenigen Fahrten gebrochen sind. Reparaturen am Antrieb und den Bremsen als auch den Pedalen sind häufig nötig. Die in Indien und China für die Produktion verwendete Stahl ist oftmals von schlechter Qualität, viele Teile sind unpräzise gefertigt.

Gebrauchte westliche und vor allem japanische Fahrräder kommen im übrigen auch ohne unser Zutun nach Afrika. Fahrräder sind ein großes Wirtschaftsgut und viele im Ausland lebende Afrikaner exportieren gebrauchte Fahrräder kommerziell in ihr Heimatland. Dies lohnt sich, selbst wenn sie in den Ursprungsländern dafür etwas zahlen müssen und Containertransport- sowie Zollkosten entstehen. Pro Jahr sammeln wir demgegenüber lediglich 2000 Fahrräder, die zudem immer in sozialen Projekten eine Verwendung finden müssen. Unsere Containertransporte werden von der GIZ (Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit – Entwicklungshilfeministerium) teilfinanziert. Die GIZ überprüft unsere Partner in regelmäßigen Abständen.

Nichtsdestotrotz ist diese Art der Zweitverwertung westlicher Räder nicht ohne Kritik.

Beispielsweise gibt es auch Organisationen die voll auf indische und chinesische Räder setzen. Die Verein Jugendhilfe Ostafrika e.V. realisiert seit rund 20 Jahren Fahrradsponsorings. Spendengelder werden dafür verwendet in Uganda erhältliche indische Fahrräder zu kaufen und an Bedürftige zu subventionierten Preisen weiterzugeben. Die in Uganda bestehenden Handelsstrukturen mit indischen Händlern werden dadurch nicht zerstört im Gegenteil sogar gefördert. Erfolgsgeschichten darüber und Bilder der klassischen indischen Lastenräder gibt es unter http://jugendhilfe-ostafrika.de